So kommen Sie sicher durch den Baustellen-Winter

Inmitten des winterlichen Baustellenalltags müssen zahlreiche Herausforderungen gemeistert werden, um die tägliche Arbeit sicher und effizient zu erledigen. Kälte, Glätte, Dunkelheit und die damit verbundenen kurzen Tage stellen nicht nur eine physische, sondern auch eine mentale Belastung dar. Die Witterungsbedingungen und die erhöhte Feuchtigkeit erfordern besondere Vorsichtsmassnahmen, um Unfälle zu vermeiden und die Gesundheit aller Beteiligter zu schützen. Erfahren Sie, wie Sie sich und andere sicher und gesund durch den Baustellen-Winter bringen und welche wichtigen Aspekte dabei beachtet werden sollten.

Winterliche Gefahren auf der Baustelle

Kälte und ihre Auswirkung auf den Körper

Kälte ist ein Risikofaktor für Unfälle: Sie beeinträchtigt unseren Körper und kann die Leistungsfähigkeit, die Beweglichkeit, und Geschicklichkeit der Mitarbeitenden einschränken. Glücklicherweise kann man mit gezielten Massnahmen dem entgegenwirken:

  • Wintertaugliche und wasserfeste Thermo-Sicherheitsbekleidung, rutschfeste Thermo-Arbeitsschuhe mit Profil, Thermo-Arbeitshandschuhe und Kopfschutz (z.B. eine Unterziehhaube für den Helm)
  • Regelmässige Pausen in - wo möglich - beheizten Aufenthaltsräumen/ Containern
  • Regelmässige Versorgung mit warmen (alkoholfreien) Getränken
  • An die äusseren Bedingungen angepasste Arbeitszeiten und Pausen

Glätte und rutschige Bedingungen

Kälte, Feuchtigkeit und Glätte sorgt für Rutschgefahr:

  • Verkehrswege und Arbeitsplätze müssen daher frei von Eis und Schnee sein oder abgesperrt sein, damit Stolper- und Absturzunfälle vermieden werden.
  • Halten sie immer Hilfsmittel wie Sand, Salz und Schneeschaufeln bereit.
  • Flächen, die nicht durchbruchsicher sind, müssen trotz Schnee zu erkennen und im Bereich von Arbeitsplätzen und Verkehrswegen abgeschrankt oder mit durchbruchsicheren Abdeckungen gesichert sein.

Dunkelheit und kurze Tage

Damit Mitarbeitende im Dunkeln gut sichtbar sind, empfehlen wir bei der Arbeit im Freien Kleidung und Sicherheits-Ausrüstungen mit grellen Farben und reflektierenden Streifen zu tragen. Darüber hinaus können reflektierende Markierungen auf Maschinen und Flächen dazu beitragen, Unfälle zu vermeiden.

Zudem ist in den winterlichen Monaten, wenn die Tage kürzer werden und die Dunkelheit früher hereinbricht, eine effektive Beleuchtung auf Baustellen entscheidend für die Sicherheit und Produktivität der Arbeiter. Hier sind einige vorstellenswerte Beleuchtungsoptionen:

  • LED-Baustrahler: LED-Baustrahler sind äusserst energieeffizient und erzeugen helles, kaltweisses Licht. Diese Strahler sind robust, wetterbeständig und bieten eine breite Ausleuchtung. Durch ihre Langlebigkeit sind sie eine kosteneffektive Wahl für Baustellen.
  • Mobile Lichtmasten: Mobile Lichtmasten sind ideale Lösungen für grössere Baustellen. Sie bieten eine 360-Grad-Beleuchtung und sind oft höhenverstellbar. Diese Masten können flexibel positioniert werden und erhöhen die Sichtbarkeit in der gesamten Arbeitsumgebung.
  • Solarbetriebene Leuchten: Umweltfreundliche Optionen wie solarbetriebene Leuchten eignen sich gut für temporäre Baustellen. Sie speichern tagsüber Energie und sorgen nachts für eine ausreichende Beleuchtung. Diese sind besonders nützlich an Orten ohne direkten Zugang zur Stromversorgung.

  • Stirnlampen und Handheld-Leuchten: Für Arbeiten in engen Bereichen oder an schwer zugänglichen Stellen können Stirnlampen und Handheld-Leuchten eine praktische Lösung sein. Sie ermöglichen freie Hände und gezielte Beleuchtung.

  • Bodenbeleuchtung: Bodenbeleuchtung, wie etwa Bodeneinbauleuchten, schafft eine gleichmäßige und sichere Ausleuchtung des Arbeitsbereichs. Diese Option ist besonders wirksam, um Stolperfallen zu vermeiden.

Wichtig ist es, die Beleuchtung so zu platzieren, dass kritische Bereiche, Maschinen und Wege gut sichtbar sind. Eine Kombination verschiedener Beleuchtungsoptionen kann dazu beitragen, eine optimale Sichtbarkeit auf der Baustelle zu gewährleisten und die Sicherheit der Arbeiter zu erhöhen.

Praktische Massnahmen für die Winterarbeit

Arbeitsschutz und Sicherheitsrichtlinien

Die Integration umfassender Sicherheitsrichtlinien ist entscheidend, um die Gesundheit und das Wohlbefinden aller auf Baustellen im Winter zu gewährleisten. Auch im Winter gilt, Arbeitssicherheit ist Chefsache:

  • Die Sensibilisierung und regelmässige Schulungen der Mitarbeitenden über die speziellen Gefahren im Winter ist zentral, um Unfälle zu vermeiden. 
  • Wichtig ist es, Verantwortliche für Schneeräumung oder das Streuen von Sand und Salz zu bestimmen. Und die Vorgesetzten sollen kontrollieren, was sie angeordnet haben.
  • Etablieren Sie klare Richtlinien für die vorübergehende Einstellung von Arbeiten bei extremen Wetterbedingungen. Ist die Gefahr zu gross, sagen wir Stopp und treffen vor dem Weiterarbeiten die erforderlichen Sicherheitsmassnahmen.
  • Stellen Sie sicher, dass alle Baustellen mit angemessener Notfallausrüstung für winterliche Bedingungen ausgestattet sind. Dazu gehören beispielsweise Erste-Hilfe-Kits, Decken, Handwärmer und andere Gegenstände, um auf unvorhergesehene Situationen vorbereitet zu sein.
  • Prüfen Sie regelmässig Flucht- und Zugangswege zu Notausgängen, um sicherzustellen, dass sie bei winterlichen Bedingungen nicht blockiert oder rutschig sind. Dies ist besonders wichtig, um im Falle eines Notfalls eine sichere Evakuierung zu gewährleisten.
  • Fördern Sie regelmässige Gesundheitsüberprüfungen, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter fit und gesund sind, um den Herausforderungen des Winterbetriebs standzuhalten.

Wartung von Baumaschinen bei Kälte

Kälte kann eine Reihe von Herausforderungen für Maschinen darstellen, von möglichen Startproblemen, erhöhtem Verschleiss bishin zu beeinträchtigter Leistung:

  • Daher ist es ratsam, regelmässige Inspektionen durchzuführen und sicherzustellen, dass alle Betriebsflüssigkeiten, wie Motoröl und Hydraulikflüssigkeiten, den erforderlichen Standards entsprechen.
  • Das rechtzeitige Aufwärmen der Maschinen vor dem Einsatz und das Schützen vor Feuchtigkeit sind weitere Schlüsselfaktoren, um einen reibungslosen Betrieb auch in den winterlichen Bedingungen sicherzustellen.
  • Eine sorgfältige Wartung minimiert nicht nur Ausfallzeiten, sondern trägt auch dazu bei, die Sicherheit der Baustellenmitarbeiter zu gewährleisten.
  • Fahrzeuge und Maschinen müssen mit wintertauglichen Reifen, Frostschutz und Beleuchtung ggf. sogar Schneeketten ausgerüstet sein.

Planung und Flexibilität

Die Planung und Flexibilität sind im Winter auf Baustellen von entscheidender Bedeutung:

  • Die Wetterbedingungen können sich schnell ändern, und es ist unerlässlich, dass Bauprojekte darauf vorbereitet sind. Ein flexibler Zeitplan ermöglicht es, Arbeiten bei extremen Witterungsverhältnissen zu verschieben und die Sicherheit der Arbeitnehmer zu gewährleisten.
  • Gleichzeitig ist es wichtig, alternative Arbeitsmethoden in Erwägung zu ziehen, um die Produktivität aufrechtzuerhalten, wenn direkte Pläne durch unvorhergesehene Wetterereignisse beeinträchtigt werden. Eine gut durchdachte Planung und die Fähigkeit zur Anpassung sind Schlüsselkomponenten, um Bauprojekte erfolgreich durch den Winter zu führen.

Gesundheitliche Aspekte

Schutz vor Erkältungen und Unterkühlung

Die winterliche Kälte auf Baustellen birgt diverse gesundheitliche Risiken für die Arbeitenden. Die niedrigen Temperaturen können zu Unterkühlung und Erfrierungen führen, insbesondere an ungeschützten Körperstellen wie Händen, Ohren und Gesicht. Darüber hinaus steigt das Risiko von Atemwegserkrankungen, da kalte Luft die Atemwege reizen und die Anfälligkeit für Erkältungen erhöhen kann. Eine gründliche Erläuterung dieser Risiken ist entscheidend, um das Bewusstsein zu schärfen und präventive Massnahmen zu fördern. Das Risiko für Kälteschäden steigt mit dem Alter oder mit dem Konsum von gewissen Medikamenten, Alkohol und Zigaretten. 

Erfrierungen und Frostbeulen

Bereits bei tiefen Plustemperaturen sind gesundheitliche Schäden möglich, wenn Wind und Feuchtigkeit die Hauttemperatur weiter hinabsetzen. Wangen, Nasen, Ohrmuscheln, Finger, Zehen, Hände und Füsse sind für Kälteschäden besonders anfällig. Wenn hier die Hauttemperatur unter 25°C fällt, verlangsamt sich der lokale Stoffwechsel. Gleichzeitig braucht der Körper für das Verrichten der Arbeit aber mehr Sauerstoff. Unter minus 3°C kann das Hautgewebe lokal vereisen d.h. erfrieren. Ein weiterer lokaler Kälteschaden ist die Frostbeule. Frostbeulen sind schmerzhafte, gerötete, juckende Hautschäden und das Gewebe ist dabei entzündet. 
 
Die Auswahl der geeigneten Kleidung und Ausrüstung spielt eine zentrale Rolle beim Schutz der Bauarbeiter vor den winterlichen Bedingungen. Es ist ratsam, mehrschichtige Kleidung zu tragen, um den Körper vor Kälte zu isolieren, während gleichzeitig Feuchtigkeit abgeleitet wird. Thermoisolierte Handschuhe, wasserdichte Stiefel und eine wetterfeste Kopfbedeckung sind unverzichtbare Bestandteile der Winterausrüstung. Zudem sollten reflektierende Elemente in die Kleidung integriert werden, um die Sichtbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen zu verbessern. Diese Empfehlungen gewährleisten nicht nur den Schutz vor den Elementen, sondern fördern auch die Arbeitsleistung und das Wohlbefinden der Baustellenmitarbeiter.
 

Tipps, um sich warm, trocken und gesund zu halten:

  • Die richtige Winterkleidung kann durch gezielten Windschutz effektiver gestaltet werden. Sollte Teile der Kleidung feucht oder sogar nass werden, diese so schnell wie möglich auswechseln. 
  • Regelmässiges Aufwärmen in - wo möglich - beheizten Aufenthaltsräumen/ Containern mit warmen Getränken wie Tee, heisser Schokolade oder Brühen, um den Körper von innen zu erwärmen -  trotz geringem Durstgefühl. Heisse Suppen mit Gemüse und Proteinen sind ebenfalls eine nahrhafte Option. Handwärmer können zusätzlich eingesetzt werden.
  • Durch häufiges Händewaschen die Verbreitung von Erkältungsviren minimieren. Sensibilisieren Sie die Mitarbeiter dafür, frühzeitig auf Symptome von Erkältungen oder Erfrierungen zu achten und sofortige medizinische Hilfe zu suchen, wenn diese auftreten.
  • Fördern Sie ein Gemeinschaftsgefühl, in dem Mitarbeiter sich gegenseitig bei der Einhaltung der Schutzmassnahmen unterstützen. Gemeinsames Handeln kann dazu beitragen, das Risiko von Krankheitsausbrüchen zu minimieren.

Psychologische Widerstandsfähigkeit

Die winterlichen Bedingungen auf Baustellen stellen Menschen vor vielfältige mentale Herausforderungen, darunter kurze Tage, Kälte, Unsicherheiten durch Wetterveränderungen und isolierende Arbeitsbedingungen. Die Belastung kann von physischer Erschöpfung bis zu Stress durch Sicherheitsrisiken reichen:

  • Ein umfassendes Verständnis und eine offene Kommunikation dieser mentalen Herausforderungen ist entscheidend, um gezielte Massnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit zu entwickeln und die Arbeitsumgebung im Baustellen-Winter zu verbessern.
  • Gemeinschaftkeit, Vitamin D und viel Licht kann beispielsweise dem Mangel an natürlichem Licht und der abfallenden Stimmung entgegenwirken.
  • Ermutigen Sie dazu, realistische Erwartungen an die Arbeitsbelastung und die Witterungsbedingungen zu setzen. Das Bewusstsein für mögliche Verzögerungen oder Änderungen im Zeitplan kann den Stress reduzieren.

Insgesamt erfordert Winterarbeit im Freien nicht nur körperliche, sondern auch mentale Stärke. Die richtige Vorbereitung von Kleidung bis zu umfassenden Sicherheitsrichtlinien ist entscheidend für die Gesundheit und Effizienz der Bauarbeiter. Mit einem bewussten Blick auf psychische Herausforderungen und präventive Massnahmen können Bauprojekte auch unter winterlichen Bedingungen erfolgreich durchgeführt werden. Teamarbeit, psychische Widerstandsfähigkeit und flexible Planung sind Schlüssel für ein sicheres und effizientes Arbeiten im Baustellen-Winter, und tragen zur Stärkung der Gesundheit und Gemeinschaft bei.

Passen Sie auf sich auf!

 

Weiterführende Unterstützung

"Gefahren im Winter" Checkliste

© SUVA 2024 | Alle Rechte vorbehalten.
 
Bestellnummer 67031.D
Infomittel Checkliste, PDF, 4 Seiten, A4
Ausgabe 20.11.2009
 

Plakat "Achtung Rutschgefahr"

© SUVA 2024 | Alle Rechte vorbehalten.
 
Bestellnummer 77241.D
Infomittel Plakat, PDF, Plakat F4, 1 Seite
Ausgabe 15.03.2013